Die Leute aus Furna gelten als ziemlich
einfältig, wie man mir sagte. Das mag an der abgelegenen Lage des
Dorfes in einem Seitental hoch über dem Prättigau-Talboden liegen
oder auch andere Ursachen haben. Die folgende Geschichte wurde mir
vor einigen Jahren von Einheimischen aus dem Prättigau erzählt.
Eines Tages, an einem heißen
Sommertag, verließ ein Furner sein abgelegenes Dorf und stiegt
hinunter in den Prättigau. Dort traf er einen Bauern der gerade mit
seinem Pferd ein Feld pflügte. Der Furner wunderte sich: So ein
merkwürdiges Tier, das dazu auch noch bei der Feldarbeit hilft,
hatte er noch nie gesehen. Gerne hätte er auch ein so nützliches
Geschöpf. Also fragte er den Bauern wie er denn an so ein seltenes
Tier kommen könne.
„Das ist ganz einfach“, antwortete
der Bauer. „Geh’ in die Apotheke im Dorf und verlange
Fohlensamen.“
Frohgemut begab sich der Furner ins
Dorf. In der Apotheke angekommen verlangte er also nach Fohlensamen,
wie der Bauer es gesagt hatte. Der Apotheker musterte ihn
nachdenklich und eingehend und gab ihm dann einen Kürbis. Dies sei
Fohlensamen, erklärte er ihm, oder vielmehr ein Fohlen-Ei. Er müsse
es nur ausbrüten, dann habe er ein Pferd.
Freudig machte sich der Furner mit dem
Fohlen-Ei auf den Heimweg. Während er den Furner Hang hinaufstieg,
überlegte er, dass die Dorfbewohner ihn sicher erfreut willkommen
heißen, wenn er ein Fohlen-Ei mitbringt. Noch größer wäre aber
der Jubel, wenn er gleich ein Pferd mitbrächte. Was hatte der
Apotheker gesagt? Er brauche das Ei nur auszubrüten. Das könne er
doch hier und jetzt tun. Schließlich war es ein warmer Sommertag, da
würde es sicher nicht lange dauern, bis das Fohlen schlüpfte. Also
setzte er sich auf den Kürbis und begann zu brüten. Dadurch wurde
er langsam schläfrig. Irgendwann übermannte ihn dann die Müdigkeit
und er rutschte von dem Kürbis herunter. Der Kürbis kullerte den
Hang hinab und blieb in einem Gebüsch hängen. Ein aufgeschreckter
Hase sprang aus dem Gebüsch und lief über die Wiese.
Der Furner sah den Hasen und rief:
„Warte, Fülli, warte, ich bin doch Dein Vater!“
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